IRIS 2018: Com­mu­ni­ties und ihre Trends

Vor­ab: ent­deckt jemand den Feh­ler? Ich ver­ra­te ihn jetzt lie­ber mal nicht. Noch nicht zumindest.

Vor bald schon wie­der zwei Wochen war ich auf dem Weg zur IRIS. Ich hat­te das Glück am Inter­na­tio­na­le Rechts­in­for­ma­tik Sym­po­si­um in Salz­burg teil­neh­men zu dür­fen. Lie­be­voll “die IRIS” genannt, ist die­se Zusam­men­kunft eine der “Fami­li­en­fei­ern” der Rechts­in­for­ma­tik in Mit­tel­eu­ro­pa und ging die­ses Jahr in ihre drit­te Deka­de. Sie ist eines der wich­ti­gen Gra­vi­ta­ti­ons­zen­tren, die im deutsch­spra­chi­gen Raum, doch auch dar­über hin­aus, Exper­ten aus unter­schied­lichs­ten Fach­ge­bie­ten ver­bin­det, Ein­bli­cke ermög­licht und Erkennt­nis­sen den Grund­stein legt. Sie ermög­licht immer wie­der einen Ein­blick in die aktu­el­len Ent­wick­lun­gen (ich nenne’s mal “Trends”) und sie ist ganz defi­ni­tiv eine “com­mu­ni­ty” (wie schon gesagt: “Fami­li­en­fei­er”).

Das span­nends­te an die­sem Tref­fen ist für mich denn auch, dass vie­le Leu­te unter­schied­li­chen Hin­ter­grunds zusam­men­kom­men und gemein­sam die aktu­el­len The­men dis­ku­tie­ren. So denn die­ses Jahr: Daten­schutz. Und immer noch und immer mehr LegalTech.

Die wichtigste Session der IRIS ist der gemeinsame Austausch beim Kaffe. Wurde deshalb regelmäßig wiederholt.

Der Daten­schutz ist—natürlich—heißes The­ma durch das Ende der Umset­zungs­frist der DS-GVO (Daten­schutz-Grund­ver­ord­nung) am 25.05.2018, wohl allen vor­an getrie­ben durch die dras­ti­schen Straf­dro­hun­gen die­ser neu­en Gesetz­ge­bung und Ein­füh­rung einer Nach­weis­pflicht für Datenverarbeiter.

Nicht auf­grund der Stra­fen, son­dern mit dem fri­schen Blick der Mög­lich­kei­ten möch­te ich hier einen Blick auf genau die­ses The­ma wer­den. Denn es gibt exem­pla­risch wie­der, für was Ver­an­stal­tun­gen wie die IRIS für mich ste­hen. Das span­nen­de ist, aus wie vie­len Per­spek­ti­ven ein sol­ches Rah­men­the­ma beleuch­tet wer­den kann. So spre­chen Prak­ti­ker über die Umset­zung, etwa des daten­schutz­recht­li­chen Lösch­kon­zepts inner­halb eines Auto­mo­bil­kon­zerns. Die aktu­el­le Zeit kommt nicht zu kurz: was heißt das im Kon­text auto­no­men Fah­rens oder auch ein­fach des Mit­schrei­bens von Fahr­da­ten im Auto? Eben­so spra­chen Wis­sen­schaft­ler über die Aus­wir­kun­gen des Geset­zes im Bereich der For­schung, for­schen im Gesetz nach sei­ner Bedeu­tung für die For­schung. Es stell­ten ande­re die Bedeu­tung der Gesetz­ge­bung für die Ent­wick­lung eines Daten-Markt­plat­zes vor, und auch Juris­ten ande­ren Schwer­punk­tes den Schnitt­be­reich zu die­sem (Reche an Daten per se zum Bei­spiel). Ganz beson­ders span­nend fand und fin­de ich aller­dings, wenn kom­plett unter­schied­li­che Fach­be­rei­che aufeinandertreffen.

Was pas­siert, wenn Juris­ten bei Infor­ma­ti­kern spi­cken und sich mit Desi­gnern aus­tau­schen? Viel­leicht ergibt sich die schon ersehn­te prak­ti­sche Lösung von Daten­schutz­pro­ble­men: eines mei­ner High­lights sind die hier eben­falls prä­sen­tier­ten Pri­va­cy Design Pat­terns. Hier pas­sie­ren gleich zwei­er­lei: ers­tens über­neh­men hier Juris­ten den Arbeits­me­cha­nis­mus der Design Pat­terns (auf Deutsch mit dem sel­ten genutz­ten Begriff Ent­wick­lungs­mus­ter bezeich­net)1. Kurz gesagt stel­len sie Lösungs-Scha­blo­nen bereit, die für eine bestimm­te Art Anwendungsfall/Problemstellung genutzt wer­den, qua­si kon­den­sier­te Leh­ren, wie eine spe­zi­fi­sche Auf­ga­be am bes­ten gelöst wird. Ähn­lich wie Mus­ter­klau­seln, nur noch auf etwas höhe­rer Ebe­ne befrei­en sie den Ent­wick­ler einer Soft­ware oder, in unse­rem Fall, eines recht­li­chen Tex­tes hier von dem Bedürf­nis, das Rad neu zu erfin­den. Genau sol­che haben eini­ge Wis­sen­schaft­ler und Prak­ti­ker nun für den Bereich des Daten­schut­zes ent­wi­ckelt. Doch damit nicht genug: die betei­lig­ten Desi­gner haben sich inten­siv damit beschäf­tigt, wie man Daten­schutz-The­men visu­ell dar­stel­len kann. Sie haben des­halb in die Ent­wick­lungs­mus­ter auch Bei­spie­le von sym­bo­li­schen Dar­stel­lun­gen auf­ge­nom­men, die bei­spiels­wei­se eine Ein­wil­li­gung für betrof­fe­ne leich­ter zugäng­lich machen könnten.

Auf auf der rechs­po­li­ti­schen Sei­te gab es viel Aus­tausch, etwa zu der Fra­ge wie sich Algo­rith­men erklä­ren las­sen2 und ob Recht­set­zung für die Nut­zung von Algo­rith­men wei­ter­ge­hen­de Rege­lun­gen tref­fen soll (sog. “Algo­rith­mus-TÜV”). Auch dar­über hin­aus gab es viel mehr for­dern­de und berei­chern­de The­men als ich hier erwäh­nen kann.

So habe ich viel Inspi­ra­ti­on mit­ge­nom­men, Kon­tak­te geknüpft und ganz neben­bei habe ich natür­lich auch viel neu­es Wis­sen auf­ge­saugt, von Erfah­run­gen ande­rer pro­fi­tiert und mei­ne eige­nen Ein­schät­zun­gen nach­ge­schärft. Als Beob­ach­tung: mir scheint, dass die­se ursprüng­lich pri­mär wis­sen­schaft­li­che Zusam­men­kunft auch immer mehr Prak­ti­ker anzieht – die Ver­bin­dung zu die­sen ist übri­gens ein erklär­tes Ziel des Haupt-Orga­ni­sa­tors. Ganz in die­sem Sinn möch­te ich auch alle Fach­rich­tun­gen dazu auf­ru­fen, sich wei­ter zu ver­net­zen und aus­zu­tau­schen. Noch näher und greif­ba­rer sind etwa die immer mehr wer­den­den Legal­Tech-Tref­fen (etwa in Frank­furt, Mün­chen, Ham­burg, Ber­lin und dem­nächst auch Nürn­berg).

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum Pro­gramm fin­den sich auf der Web­sei­te der IRIS 2018.

Die IRIS 2019 findet statt vom 20.-23. Februar 2019. Thema ist Internet of Things (IoT).

Die nächs­te IRIS fin­det übri­gens vom 20.–23. Febru­ar nächs­ten Jah­res statt und wid­met sich schwer­punkt­mä­ßig dem Inter­net of Things.

PS: Der Feh­ler ist ganz ein­fach: ich habe den letzt­jäh­ri­gen Titel ein­ge­schmug­gelt, der hieß näm­lich “Trends & Com­mu­ni­ties”, der Bei­trags­ti­tel ist eine Abwand­lung hier­von. Der dies­jäh­ri­ge pass­te super, aber der letzt­jäh­ri­ge pass­te noch bes­ser für die­sen Bei­trag. Und: er passt immer noch schön für die IRIS. Und nächs­tes Jahr wie­der. Und so wei­ter und so fort. Also, nächs­tes Jahr zum Com­mu­ni­ty-Tref­fen und Trend-Abgleich, sehen und hören wir uns wie­der. Ich freue mich schon.

  1. Wer sich mehr dafür inter­es­siert, dem sei zum ein­fa­chen Ein­stieg der Wiki­pe­dia-Arti­kel emp­foh­len: https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​E​n​t​w​u​r​f​s​m​u​s​ter – in der Infor­ma­tik wäre moder­ne Soft­ware­ent­wick­lung ohne die­sen Mecha­nis­mus kaum denk­bar; ver­mut­lich folgt hier dem­nächst ein geson­der­ter Bei­trag zu Design Patterns.
  2. Eine ver­gleichs­wei­se ver­ständ­li­che Ein­füh­rung gibt hier­zu etwa die­ser Post auf Medi​um​.com nur Eng­lisch), letz­ter Abruf am Tag der Veröffentlichung

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